Nachdenklich 4.0

Artikel von Sunny

Zunehmend frage ich mich, wird es irgendwann mal eine positive Wendung nehmen?

Und dran glauben tue ich nicht mehr! Es werden mir Sätze entgegengebracht, von wegen „woher soll ich wissen, ob Sie das ernst meinen mit der Fachkraft?“ Ich habe 12 Bewerbungen geschrieben und das bestimmt nicht, weil mir langweilig ist. Eine erste Reaktion habe ich auch schon, leider eine Absage, tja, die Absender Adresse spricht halt auch leider für sich. Aber ich gebe nicht auf!

Die JVA lehnt es ab, da ich nun zwar Straftatenaufarbeitung mache, mich aber e am Anfang befinden würde. Dies läuft nun seit 10 Monaten. Und ja dieser Zeit sind wir nun nicht so weit gekommen, wie ich es selbst auch gehofft hatte. Was viel daran liegt, dass ich in den Stunden meinen Unmut über Alles, was hier schiefläuft, kundtue. Da es mich einfach 24/7 beschäftigt.

Dinge, wie ein Schreiben der Anstalt, dass meine MEO-Akten seit dem 20.03.2018 bereits verschwunden sind. Wo sich mir und auch meiner Anwältin die Frage stellt, auf welcher Grundlage die „Gutachten“ in Leipzig 19.09.2018, Zwickau 05.11.2018 und Bautzen 21.11.2018 gemacht wurden??

Vor allem die in Leipzig und Bautzen waren für Ablehnungen der Staatsanwaltschaft verantwortlich und wurden von der JVA in Auftrag gegeben.

Bei Konfrontation damit kommen Sätze, wie „Na, sehen Sie, haben Sie wieder ein Schlupfloch gefunden.“ Ich will kein Schlupfloch, sondern Gerechtigkeit!!

Nur umso länger ich nachdenke, komme ich zu der Überzeugung, dass es nie passieren wird. Der ganze Stress schlägt sich auch nieder auf meine Gesundheit, so dass ich erneut mit einer Magenschleimhautentzündung zu kämpfen habe.

Das Ganze nicht an mich heranzulassen, gelingt mir auch nicht. Denn es geht um mich, um mein Leben.

Der Knast macht mich krank :-(Diese willkürlichen Behandlungen machen ihren Rest.

Ich hoffe, es geht irgendwann bergauf! Zur Wehr setzen werde ich mich bis zum letzten Atemzug!!

Neues Gedicht

Gedicht von Sunny (Ende August)

Gedanken sie kommen und gehen,

doch ich will, ich will sie nicht sehen!

Kann sie oft kaum noch ertragen

diese Tausend Fragen.

Die Antworten darauf kenn ich nicht,

sie werden auch noch lange warten lassen auf sich!

Und ob ich will oder nicht

bis dahin muss ich sie ertragen

diese Fragen.

Doch sie machen mir Angst,

vor allem in den letzten Tagen!

Chronologie des Rechtskampfes um Freiheit

Artikel von Suny

So oft habe ich nun verschiedene Anträge auf Haftunterbrechung und auch Gnadengesuche gestellt. Und in allen Fällen schaffte es die JVA durch Unterschlagung von Tatsachen und Weiterleitung von fehlerhaften Informationen, dass ich und auch mein Krankheitsbild in ein völlig falsches Licht gerückt wurden und auf Grund dessen abgelehnt wurde.

Im Einzelnen:

  1. Antrag während der Haftzeit auf Haftunterbrechung im August 2017 – Abgelehnt von der Staatsanwaltschaft Zwickau im September.
  2. Richterliche Einwendungen – Abgelehnt im Oktober vom Amtsgericht Zwickau.
  3. Sofortige Beschwerde Oktober 2017 – abgelehnt vom Landgericht Zwickau im Dezember 2017.
  4. Februar 2018 neuer Antrag auf Haftunterbrechung – („Begutachtung“) durch einen Arzt im Haftkrankenhaus Leipzig (sofern man ein 20 minütiges Gespräch über meine Ausbildung in der JVA als Gutachten bezeichnen kann) – Mai 2018 abgelehnt durch die Staatsanwaltschaft Zwickau.
  5. Mai 2018 Antrag auf richterliche Einwendungen (Aufnahmetermine lagen für den 11.07. und den 11.09.2018 für eine Klinik spezifisch für meine Krankheitsbilder vor) – Ablehnung 27.08.2018 (mit der Begründung, dass ich diese Befindlichkeitsstörungen nicht haben würde).
  6. Sofortige Beschwerde am 05.09.2018 – Landgericht Zwickau entschied im Oktober, dass ich von einem unabhängigen Gutachter, auf Grund der widersprüchlichen Aussagen durch die JVA und der Ärzte und Gutachter vor meiner Haft, erneut begutachtet werden soll. Dieses fand am 05.11.2018 statt im HBK Zwickau. Ergebnis: haftunfähig auf Grund der Rahmenbedingungen in der Haft und dass ich ohne weiterhin adäquate und sachgemäße Behandlung einen dauerhaften Schaden davon tragen werde.

    Ablehnung dennoch des LG Zwickau im Januar 2019 – mit der Begründung, dass eine Behandlung auch in einem externen Krankenhaus von der Haft aus stattfinden kann. Dies ist bis heute nicht geschehen!

    Parallel wurde ich im November 2018 durch eine Psychologin in der JVA Bautzen begutachtet, nachdem ich im August 2018 im Besonders gesicherten Haftraum (BgH = Bunker) landete – ihr Ergebnis war auch, dass ich eine Behandlung benötige.

    Nach langem hin und her hatte ich vom Februar 2020 bis März 2020 5 probatorische Sitzungen. Ergebnis: Dass auf Grund der Rahmenbedingungen aktuell keine Psychotherapie angezeigt ist, da diese nicht Alltagstransfer bezogen ist und somit keinen Erfolg hätte.

  7. Verfassungsbeschwerden eingereicht – beide abgelehnt!
  8. Februar 2020 von der Staatsanwaltschaft Zwickau, mit der Begründung, dass ich ja angeblich ab dem 11.02.2020 eine Behandlung bekommen würde, Nochmals zum Verständnis und das wusste auch die JVA – es waren erstmal nur „Kennenlern-Sitzungen“ – KEINE BEHANDLUNGEN!
  9. Beschwerde erhoben – statt dass das Amtsgericht Zwickau entscheidet, wurde mir eine Instanz abgezweigt und das Landgericht Chemnitz hat am 09.06.2020 abgelehnt – es liege zwar eine Behandlungsbedürftigkeit vor, aber da ich dem Gericht meine eingeschränkte Nierentätigkeit mitteilte und der Anstaltsarzt dies aber in seiner Stellungnahme vom 29.01.2020 negierte, (ich betone an dieser Stelle auch nochmals, dass seit einem nicht definierten Zeitpunkt meine medizinischen Handakten aus der JVA Chemnitz bis heute verschwunden sind) wurde mir auch im Zusammenhang mit der Stellungnahme vom Sozialdienst ein betrügerisch-manipulatives Verhalten unterstellt und auf Grund dessen abgelehnt. (Ich habe im Sommer 2019 unerlaubt Fotos in der JVA gemacht, um aktuelle Bilder meinen Kindern schicken zu können und Telefonnummern unter falschen Namen freischalten lassen. Beides bereue ich sehr – diese beiden Vorfälle werden nun stetig verwendet, um mich in ein schlechtes Licht zu rücken und etwaige Lockerungen zu verwehren.)
  10. Am 24.06.2020 erhoben wir eine sofortige Beschwerde beim Oberlandesgericht Dresden – mit der Begründung, dass zum einen das Landgericht Chemnitz überhaupt nicht zuständig gewesen ist und dass der Anstaltsarzt auf Grund der verschwundenen medizinischen Akten überhaupt nicht in der Lage war, eine aussagekräftige und wahrheitsgemäße Stellungnahme abzugeben.

    Am 30.06.2020 beantragte ich ein Diagnoseverlaufsbogen beim medizinischen Dienst in der JVA und erhielt diesen auch. Aus eben diesen geht hervor, dass der Anstaltsarzt höchst persönlich am 12.12.2018 erstmals diese eingeschränkte Nierentätigkeit diagnostizierte. Ebenfalls gehen sämtliche anderen Diagnosen hervor, welche eindeutig zeigen, dass ich die vom Med. Dienst negierten Krankheitsbilder sehr wohl habe.

    Am 09.07.2020 lehnte das OLG Dresden ohne eine genaue Begründung unseren Antrag ab. Auf die Beschwerdepunkte sind sie überhaupt nicht eingegangen. Lediglich ein Zweizeiler, dass ich keine lebensbedrohliche Erkrankung habe und wir nicht begründet hätten warum meine Erkrankung auch nicht im Haftkrankenhaus behandelt werden kann. (Es lagen zahlreiche Gutachten in den Akten vor, wo genau dies daraus hervor geht)

  11. Meine Anwältin hat nun Gegenvorstellung eingereicht und auf den MED Diagnose-Verlaufsbogen verwiesen, welcher dem Gereicht leider erst am 13.01.2020 zugekommen ist.
  12. Auch diese wurden am 17.07.2020 als unbegründet verworfen.

Ich habe mir nun die einzelnen Zwischenschritte, wie Einwendungen und auch Gnadengesuche aufzuführen erspart. Denn es ändert nicht im geringsten etwas an den Tatsachen, dass ich schon zahlreiches versucht habe.

Eigentlich wollte ich nun aufgeben und nichts mehr versuchen. Aber ich kämpfe nun seit fast 3 Jahren und nun, wo ich etwas in der Hand habe, dass die JVA falsche Tatsachen an die Staatsanwaltschaft und Gerichte mitteilt, bin ich einfach nicht gewillt aufzugeben.

Ich werde nochmals einen komplett neuen Antrag auf Haftunterbrechung stellen und eben in diesem im Detail aufführen und mittels des Diagnosebogens belegen, was Tatsache ist.

In diesem Antrag werde ich auch um eine erneute Begutachtung bitten, welches nicht von der JVA kommt, sondern unabhängig ist.

Und ich bin mir sicher, dass, sollte die Staatsanwaltschaft Zwickau dieses Gutachten in Auftrag geben, das Ergebnis, wie auch in der Vergangenheit schon dreimal haftunfähig sein wird.

Sollten sie dann noch immer ablehnen, bin ich auch bereit bis vor den europäischen Gerichtshof zu gehen.

Denn ich bin im Recht und daher gebe ich nicht auf!!!

Nachdenklich

Neuer Artikel von Sunny

23.07.2020

Es gibt viele verschiedene Situationen, die mich in letzter Zeit wieder sehr oft zum Nachdenken bringen. Oft sind es Gespräche, die ich selbst führe oder mitbekomme. Sei es meiner selbst wegen oder in meinem Umfeld. Gespräche, die mir so oft vor Augen führen in welcher „aussichtslosen“ Situation wir uns hier befinden. Derer Inhalt mir sehr häufig eine Gänsehaut am ganzen Körper verschaffen.

Zum Schutz einiger möchte ich dieses Mal auf Details verzichten. Denn es handelt sich um Menschen, die mir vertrauen und ich möchte weder, dass sie denken dass ich ihr Vertrauen missbraucht habe, noch dass eventuell seitens anderer falsche Schlüsse gezogen werden und diese Personen daher einen Nachteil erfahren. Und da weiß ich wieder zu gut wovon ich rede.

Diese Gespräche führen mir aber auch vor Augen, dass ich mit dem Ganzen nicht alleine bin. Ob das gut ist?! Darüber bin ich selbst geteilter Meinung, denn auf der einen Seite wissen sie und ich wovon wir reden – wir können uns untereinander besser austauschen und verstehen uns oft „blind“.

Aber auf der anderen Seite ist es einfach nur erschreckend wie der Knast „starke“ und „scheinbar starke“ Persönlichkeiten brechen kann und dies auch tut.Wir waren nicht alle diese „Monster“ für die man uns hier oft hält.Wir sind auch nicht so stark, wie es einige hier aufgrund unseres Auftretens und „Seins“ denken.

Das System Knast, die Umstände und Widerstände machten/machen dies aus uns, denn wir waren nicht immer unser ganzen Leben gefühlskalt oder gewalttätig. Aber leider sind dies einige von uns oder wollen nur so wirken. Viele von uns werden dies durch Dinge uns Geschehnisse in der Vergangenheit und/oder erst eben an diesem „Höllen-“ort. Denn sie wissen oft nicht, wie sie sonst mit der geballten Wut vor Enttäuschung, vor diesen Schikanen, diesen ungleichmäßigen Behandlungen uvm. Umgehen sollen. Bei vielen ist es auch mit der Zeit ein reiner Selbstschutz geworden. Einige spielen vor, bewusst oder gar unbewusst, dass sie eigentlich stark sind und man ihnen/uns nicht anhaben kann. Sie/wir wirken selbstsicher, stark, selbstbewusst, manchmal sogar arrogant – aber nur die wenigsten sind dies auch wirklich. Die meisten sind genau das Gegenteil davon, aber damit man hier nicht völlig untergeht, zu den Schikanen des Systems evtl. auch noch denen der anderen ausgesetzt ist tut man alles, dass man genau das glaubt. Einfach nur aus reinem Selbstschutz! Schutz vor Schikanen, aber auch sehr oft vor unangenehmen Nachfragen. (Denn jede unserer individuellen Geschichten braucht immer eines – Vertrauen!)

Die Damen und Herren hier glauben uns zu kennen, mit dem was in einem „5-Minuten-“ Gespräch und aus den Akten von uns zu sehen denken.

Auf Grundlage dessen wird dann aber unser ganzer „Aufenthalt“ hier geplant. Auf der Grundlage von oft falschen Tatsachen und Wahrnehmungen. Sie denken uns wirklich zu kennen, weil sie einmal 5 Minuten länger mit uns gesprochen haben, weil sie uns 2 Stunden am Tag mit Aufschluss erleben und unsere Akten „studiert“ haben. Aber sie wissen nichts von uns!

Denn keiner bzw. nur die wenigsten sind bereit dazu uns ehrlich kennen zu lernen, unsere Fassaden zu hinterfragen – uns wie wir eigentlich sind kennenzulernen. Dafür ist ja keine Zeit, also wird der einfachste Weg gewählt – ob dies dann für unseren Weg hier negativ behaftet ist, ist dann reine Nebensache. Vertrauenserweckend ist dies in keinster Weise. Noch hinzu kommt, dass man, wenn man das Vertrauen falsch einsetzt, hier im schlimmsten Fall Nachteile erfährt oder Schikanen ausgesetzt ist. Das Dinge des Vertrauens gegen einen selbst Missbraucht werden.

Leider ist es aber nicht nur das System, was sich diese Zeit nicht nimmt, sondern auch die Menschen an sich in diesem Umfeld. Viele von ihnen sind sich einfach selbst am nächsten. Bei vielen erweckt es oft den Eindruck, dass es ihnen nur dann gut geht, wenn es Menschen in deren Umfeld schlecht geht. Aus wiederum den verschiedensten Gründen. Bei vielen ist es aber der Grund, dass sie so von ihrem Leben ablenken können, sich mit diesem nicht beschäftigen müssen. Denn gerade an diesem Ort wollen dies viele nicht, tun eher alles dafür um sich eben nicht damit beschäftigen zu müssen. Dies macht es aber weder für sie selbst besser, noch für die Menschen in ihrem Umfeld. Und ob man will oder nicht, die Konsequenz davon wird auf kurz oder lang sein, dass man irgendwann allein dasteht. Obwohl gerade an diesem Ort dies für viele von uns psychisch „tödlich“ ist. Wir Menschen sind nicht für das Alleinsein gemacht und geboren und es ist oft schon schlimm genug, das man sich unter vielen befindet, sich aber eben dennoch einsam fühlt. Und ich weiß, dass ich auch damit nicht allein bin, dass dies leider vielen so ergeht. Aber ich weis auch, dass man gerade an diesem Ort nicht wirklich Vertrauen zu den Menschen fassen kann oder soll, aus Angst vor erneuten Enttäuschungen. Wir Menschen sind aber nicht alle gleich, oft ist das gut, oft aber auch schlecht und oft muss man Ängste überwinden oder sollte dies wenigstens versuchen, denn auch Ängste können „tödlich“ sein.

Bei den Gesprächen, die ich in letzter Zeit geführt habe ist genau dies ein großes Problem und Bestandteil – Vertrauen. Denn falsch eingesetzt ist das Ergebnis nicht selten eine erneute Verletzung und Enttäuschung. Die Schuld gibt man dann sich selbst, wie man erneut so naiv sein konnte. Man sagt ja so schön: „Vertrauen ist gut. – Kontrolle ist besser.“

Leider kann ich mich da auch nicht herausnehmen, denn ich versuche zu vertrauen, aber dies dennoch alles kontrolliert. Aber dies bedeutet im Umkehrschluss: Vertrauen mit angezogener Handbremse. Dies wiederum bedeutet nichts anderes, als dass man dieses Vertrauen und den Menschen, denen man es entgegenbringt oder bringen möchte permanent hinterfragt. Man kann sich in dieser Bindung oder entstehenden Bindung nicht so hingeben oder fallen lassen, wie man es möchte und oft eigentlich auch bräuchte/braucht, um sich geborgen zu fühlen, aber vor allem auch die Ängste vor Enttäuschungen überwinden zu können – somit diese Bindung „frei“ genießen zu können. Man stellt oft in diesem Zusammenhang aber auch sich selbst und das Vertrauen eines selbst in Frage. Viele von uns sind derart oft im Leben von Menschen psychisch und physisch verletzt wurden, dass es ganz viel Zeit und Geduld braucht von beiden Parteien Vertrauen aufzubauen. Jedoch haben viele beides sehr selten. Konsequenz: Man steht auf kurz oder lang doch wieder alleine da! Man kann aber auch, so sehr man es auch will, nicht alles kontrollieren. Ja, dies musste und muss auch ich noch lernen. Aber dies wird noch sehr viel Zeit und Geduld von mir selbst aber auch von meinem Umfeld benötigen. Und das ist bei vielen so.

Dieser Ort ist dabei keine Hilfe seinen „hergestellten“ Kreislauf zu durchbrechen – im Gegenteil. Denn Menschen denen man ehrlich vertrauen kann, diese findet man an diesem Ort derart selten, dass (entschuldigt für den Sarkasmus) aber ein Lottogewinn mit 6 Richtigen + Superzahl wahrscheinlicher ist. Sofern man dies spielen dürfte/könnte. (Ohne Sarkasmus und schwarzem Humor kann man diese Situation oft nicht ertragen.) Ja einige der hier arbeitenden „Menschen“ würden jetzt sagen, dass dies „draußen genauso ist“. Entschuldigt bitte, wenn jetzt wieder etwas Sarkasmus an den Tag kommt. Aber ganz ehrlich: „Ach was?“ Natürlich ist es auch „draußen“ nicht viel einfacher, und dennoch leichter. Denn man hat die Möglichkeit sich unter eben nicht derart „eingesperrten“ (und damit meine ich nicht die Räumlichkeiten) kennen zu lernen. Mit eingesperrt sein meine ich in diesem Zusammenhang das emotionale eingesperrt sein. Hier wird immer von dem System und den anderen Gefangenen hineininterpretiert und im schlimmsten Fall gegen einen Vorwand, vielleicht nicht direkt, aber irgendwann wenn man selbst schon nicht mehr damit rechnet. Im „normalen“ Leben hingegen liegt der Fokus uns das Augenmerk auf ganz normalen und banalen Dingen und genau dies macht es einfacher.

Dieses System – dieser Ort schafft eines ganz Gewiss: uns psychisch und physisch krank zu machen!

Uns stellt sich nur die Frage, was und wie viel wir dazu beitragen können den Schaden möglichst gering zu halten!? Leider nicht viel!!! Ich wage nicht sogar zu sagen – so gut wie nichts. Denn uns sind die Hände in jeglicher Art und Weise gebunden. Deswegen kann ich dennoch nur jedem von uns raten, sich selbst nicht zu verraten, sich selbst so gut es geht und schwer es fällt treu zu bleiben. Sich nicht, weil andere es wollen oder sehen mögen zu verbiegen und zu verstecken. Dies würde alles – die Zeit jetzt und hinterher nur noch eines – verschlimmern!

Ich wünsche allen von uns viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen für diese schwere Zeit!

Sarkasmus: „Ob sie uns lieben oder hassen, irgendwann müssen sie uns entlassen.“

Bemerkenswert! (2)

Artikel von Sunny

11.07.2020

Und dies ist absolut Ironisch gemeint!

Nach dem Gnadengesuch & Haftunterbrechung abgelehnt werden, weil wie so oft falsche Informationen an die Staatsanwaltschaft bzw. Gerichte gesendet wurden, vor allem vom Anstaltsarzt.

Habe ich einen Auszug meiner Diagnosen beim MED Dienst beantragt. Diese benötige ich ohnehin zur Beantragung einer Therapie – irgendwann!

Was soll ich sagen – Bemerkenswert!

ALLES was gegenüber der Staatsanwaltschaft verneint wurde an Diagnosen, steht mit Datum, Uhrzeit und Arzt in eben diesem Verlaufsbogen drinnen.

Ich bin nicht mal überrascht, denn was anderes erwarte ich schon lange nicht mehr.

Meine Anwältin hat dies nun beim OLG eingereicht. Denn selbstverständlich sind wir in Beschwerde gegangen. Und dies werde ich auch solange bis ich mein gestohlenes Recht zurück erhalte.

Erst die Tage musste ich mir anhören, dass es mir doch nur darum gehen würde eine Haftunterbrechung zu erhalten – also der Haft zu entgehen.

SCHWACHSINN!!

Was ich möchte, ist schlicht weg gesund werden & die dafür benötigte Hilfe erhalten. Diese kann ich nur in einer entsprechenden Traumatherapie und Klinik. Definitiv nicht hier!

Wenn die Gerichte und Staatsanwaltschaft ablehnen würden mit allen wahrheitsgemäßen Tatsachen & Unterlagen, würde ich dies akzeptieren. Es würde schwer fallen, dennoch würde ich es dann akzeptieren.

Solange jedoch immer wieder Unwahrheiten mitgeteilt werden, Dinge verschwiegen werden, alles negative einfließt, jedoch alles positive für mich weder einfließt, erfasst noch mitgeteilt wird auch aufgrund dessen abgelehnt wird. NEIN, solange gebe ich nicht auf.

Koste es auch was es wolle!

Natürlich fällt es von Tag zu Tag schwerer. Doch aufgeben ist Licht, das Kunststück ist es eben dieses nicht zu tun, auch wenns mal nicht so licht ist. Und ich bin nicht alleine, ich habe ganz tolle Menschen in meinem Leben die zu mir halten, an mich glauben, die mir Kraft, Hoffnung, Zuversicht, Liebe und Glaube spenden und schenken.

An dieser Stelle mal wieder ein ganz herzliches Dankeschön!

Ohne euch wäre ich dazu nicht in der Lage.

Thanks for all! I don‘t give up!

Ich hoffe das OLG verschließt nicht ebenso die Augen wie alle anderen bisher!

Im Leben ankommen…

Artikel von Sunny

10.07.20

Vor kurzem habe ich einen Artikel darüber geschrieben, was die Spätfolgen vom System Strafvollzug sind. Und nun möchte ich daran anknüpfen, aus einem bestimmten Grund. Dieser ist, dass eine für mich gut gewordenen Freundin vor wenigen Tagen endlich in die Freiheit entlassen wurde. Es war ein arg schmerzvoller Tag für mich, denn sie ist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Solch einen Menschen unter diesen Umständen zu finden ist verdammt schwer, denn bei vielen sind es nur Oberflächliche Bekanntschaften oder „Freundschaften“. So etwas bei uns, was in die Tiefe ging & geht, dies gibt es nur selten im Leben allgemein & hier rinnen erst recht noch viel seltener. An dieser Stelle, vielen Dank für die vielen tollen Momente, für Deine Arschtritte und offenen Worte. Du fehlst!

Anlass dieses Artikels ist nun folgendes. Schon arg oft habe ich derartige Gespräche vor Entlassungen geführt, wo mir die Mädels gesagt haben, dass sie eine scheiß Angst haben im Leben wieder anzukommen. Gestern nun haben wir uns das 1. mal seit der Entlassung gehört. Sie klang schrecklich am Telefon. Für mich Besorgnis erregend. Auf Nachfrage wie es ihr geht, sagte sie mir dann auch dass mich mein Eindruck nicht getäuscht hat. Das es ihr nicht gut geht, es schwer fällt anzukommen.

Ihre ersten Stunden im Leben begannen erneut mit Lügen, um nicht mit abwertenden Blicken angeschaut zu werden. So war sie beim Friseur, denn ihre Haare waren völlig kaputt. Der Friseur fragte warum sie so lange gewartet hat, ihre Antwort „ vielleicht wollte ich sie lang wachsen lassen“. Sie sagte mir dann auch was hätte ich denn sagen sollen, „ich war 11 Monate in Haft, konnte nicht eher“? Das es dann Blicke gegeben hätte ist doch klar. Dies wollte sie auf gar keinen Fall. Was ich mehr als nur verstehen kann. Leider!

Die nächste Situation war dann in einem Einkaufsladen, sie ging mit Mundschutz hinein, allerdings ohne Korb. Als Corona kam war sie schon lange hier. Sie wusste es einfach nicht!

Sofort wurde sie vom Security Mann angebrüllt ob sie denn nicht wüsste, ohne Korb kein Eintritt. Nein dies wusste sie tatsächlich nicht. Ihr war dies so unangenehm. Und auch dies glaube ich sofort.

Ich für meinen Teil kenne das Leben draußen vor Corona auch kaum noch. Bei ihr ist es auch arg schwierig, obwohl es in Klammern „nur“ fast 1 Jahr war. Dennoch fällt ihr alles schwer. Sie ist nicht alleine draußen, und fühlt sich dennoch so. Sie sagt selbst das es sehr komisch ist, denn hier war sie 24/7 von irgendwelchen Frauen umgeben. So auf Arbeit, Haftraum, Station oder Hof. Frauen die einen verstanden, denn eines haben wir dennoch gemeinsam – wir sitzen im selben Boot!

Das Geld ist auch knapp, bis die Ämter zahlen wird es noch dauern und sie sagt selbst das es schwerer fällt nicht ins selbe Muster zurück zufallen. So geht es arg vielen, umsonst kehren auch nicht so viele zurück. Denn die Mischung aus den Gefühlen des alleine seins, nicht ankommens gepaart mit Geldnot lässt viele Rückfällig werden. Es fällt auch schwerer sich draußen zu öffnen, oder man „muss“ mit Lügen anfangen. Denn keiner welcher nicht selbst diese Hölle hier durchlebt hat, kann nachvollziehen was in ihr/uns vorgeht. Gerade deshalb fühlt man sich auch so allein. Und man hat das Gefühl nicht mehr im Leben anzukommen.

Diese System ist abgrundtief falsch, es macht einen Mensch psychisch & physisch kaputt. Deshalb werde ich auch weiterhin gegen dieses System ankämpfen! Koste es was es wolle!!!

Die Spätfolgen mögen einigen nicht verheerend genug vorkommen. Doch sind sie es, Depressionen, Angstzustände sind keines Weges lapidare Krankheitsbilder. Und auch die Statistiken bzgl. der Rückfallquoten nach Haftstrafen ohne oder mit Bewährung sprechen Bände. Ebenfalls … gerade von den Drogenabhängigen sich einen sogenannten Goldenen Schuss gaben, sprechen für sich.

All dies wird billigend in Kauf genommen.

HÖRT AUF DIE AUGEN ZU VERSCHLIEẞEN!!!

Aus Unrecht wird kein Recht!!!

Spätfolgen Strafvollzug?!

Artikel von Sunny

Nun fange ich diesen Artikel erneut an, denn es fällt mir doch arg schwer es nicht allzu sehr auf das Persönliche zu beziehen. Bei dem Ganzen, was mir so in den letzten Jahren passiert ist das eben leider nicht so einfach.

Doch betrifft es nun einmal nicht nur mich, sondern jeden einzelnen Gefangen und dabei ist es völlig egal in welcher JVA man sich befindet, denn eines hat jeder Strafvollzug gemein – es prägt einen für das restliche Leben und das nicht im Geringsten im Positiven – nein – im Gegenteil.

Und ob man will oder nicht; das bleibt ein Leben lang in einem drinnen.

Es sind so viele Kleinigkeiten, die ein großes Ganzes sind und stärken.

Die „Strafe“ von jedem von uns soll Freiheitsentzug sein, doch dabei „allein“ bleibt es nicht. Laut sächsischem Strafvollzugsgesetz (SächsStVollZG) §2 soll der Vollzug dem Ziel dienen die Gefangenen zu befähigen, künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen. Dies wird durch eine zielgerichtete und wirkungsorientierte Vollzugsgestaltung gewährleistet.

Soweit so gut laut Gesetzbuch, doch wie sieht das denn umgesetzt aus?!

Es fängt schon dabei an, dass soziale Bindungen auf das extremste heruntergefahren werden. Z.B. maximal 10 Telefonnummern, maximal 15 Besucher Zulassungen, maximal 4h Besuch im Monat (wenn Corona nicht wäre!). Wie soll man so soziale Bindungen ideal aufrecht erhalten?!

Hier soziale Bindungen aufrecht erhalten zu können oder gar erste entstehen zu lassen ist echt nicht einfacher.

Das Klientel ist arg unterschiedlich. Hinzu kommt, dass man sich oft eventuell nur auf Arbeit, auf dem Freihof (1h täglich und 1,5h pro Wochenende) sieht oder insgesamt 3h in Aufschluss.

Dann ist ein häufiges Kommen und Gehen von den Gefangenen. Also hat man doch evtl. mal jemanden gefunden, ist er morgen evtl. schon wieder weg.

Irgendwann stumpft man sozial ab, lässt Menschen gar nicht mehr oder kaum noch in sein Leben oder gibt ihnen die Chance einen selbst richtig kennenzulernen.

Bei vielen habe ich auch in den letzten Jahren beobachtet, dass sie durch diese ganzen Umstände empathiemäßig abstumpfen.

Was ich arg erschreckend finde, aber auch ein Stück weit nachvollziehen kann.

Viele sind sich gerade an diesem Ort am Nächsten, aus reinem Selbstschutz vor Enttäuschungen – oft geprägt durch das Leben, was einen erst hierher verbrachte, aber auch weil man langfristig hier keine sozialen Bindungen aufbauen kann.

All das überträgt man hinterher wenn die Zeit vorbei ist auch in das Leben außerhalb dieser Mauern – ob man will, oder nicht, denn jeder Tag, den man hier ist, trägt dazu bei, dass es sich in einem manifestiert.

Dies dann abzulegen/zu ändern wird und fällt schwerer, je nachdem, welcher Typ Persönlichkeit man ist, ist es vielleicht irgendwann nochmal zu kitten. Doch das wird schwer werden!

Ein großer Punkt einer der negativen Spätfolgen ist daher, dass man sozial und somit auch empathiemäßig abstumpft – vielleicht sogar für immer!

Wo dies dann zielgerichtet und wirkungsorientiert ist, für ein Leben ohne Straftaten, erschließt sich mir da nicht im Geringsten.

Ein Start nach der Haft in ein neues straffreies Leben ist in vielerlei Hinsicht schwer und ohne entsprechenden sozialen Bindungen, völlig allein, kaum zu schaffen.

Doch genau dafür sorgt der Vollzug, dass man irgendwann im schlimmsten Fall allein dasteht.

Was auch konträr zum §3 SächsStVollZG steht, denn in diesem heißt es unter anderem:

(4) Das Leben im Vollzug ist den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit wie möglich anzugleichen.

Und weiter:

(5) Schädlichen Folgen des Freiheitsentzuges ist entgegenzuwirken

Weiter:

(6) Der Bezug der Gefangenen zum gesellschaftlichen Leben ist zu wahren und zu fördern.

Doch wird weder auf diese Punkte eingegangen, noch Rücksicht genommen und das spiegelt der Ablauf nun mal mehr als deutlich wieder.

Natürlich ist es nicht realisierbar, dass man das Leben im Knast trotz Freiheitsentzug dem Leben von „draußen“ angleichen kann. Dennoch muss viel mehr getan werden, um es ansatzweise zu realisieren. Es müsste und sollte viel mehr Besuchsstunden im Knast geben, auch Ausführungen und Lockerungen müssten und sollten großzügiger gestaltet und umgesetzt werden. Um eben doch im Ansatz Absatz (4) näher zu kommen, soziale Bindungen und Kontakte aufrecht erhalten zu können. Jedoch auch da, wo Familien zu weit weg wohnen sollte es frühstmöglich in regelmäßigen Abständen Ausführungen geben.

Ein großer Fortschritt, den die JVA Chemnitz nun getan hat ist die Skype-Telefonie, welche so makaber das klingt durch die Corona Krise das doch recht schnell umgesetzt wurde und welche auch Bestand haben soll, wenn sich alles wieder normalisiert hat. Dies muss man an dieser Stelle dann doch einmal positiv erwähnen. Denn in anderen JVAs – zum Beispiel Thüringen – gibt es diese Möglichkeit nicht. Trotz allem oder gerade deswegen muss viel mehr passieren, um den Anschluss im Leben und zu sozielen Bindungen nicht zu verlieren.

SächsStVollZG §4 (1) besagt: „Die Persönlichkeit der Gefangenen ist zu achten. Ihre Selbstständigkeit im Vollzugsalltag ist soweit wie möglich zu erhalten und zu fördern.“

Und da bin ich auch schon bei dem zweitgrößten Problem und negativen Schwerpunkt des Systems und Strafvollzug. Ich werde nun mal den Vollzug und das normale Leben in einigen Punkten gegenüberstellen, damit Sie wissen, was genau ich kritisiere.

Im Vollzug:

– wird man geweckt

– Post wird weg- und gebracht

– Einkauf wird gebracht

– Wäsche wird an vorgeschriebenen Tagen gewaschen, geholt und gebracht

– Freihofzeiten sind vordiktiert

– Einkaufsangebot ist begrenzt

– Geld wird einem quasi eingeteilt und Bargeld erhält man im geschlossenen Vollzug nicht

– Termine werden einem vordiktiert und gemacht und man wird pünktlich hinverbracht

Im normalen Leben:

– muss man selbstständig aufstehen

– muss man Post selbstständig wegbringen und holen

– muss man selbstständig einen Einkaufsladen aufsuchen und die Dinge nach Hause befördern

– Essen muss man selbstständig zubereiten

– Wäsche muss man selbstständig waschen

– Einkaufsangebote sind unbegrenzt

– man muss sich selbstständig das Geld einteilen und schauen wie man den restlichen Monat über die „Runde“ kommt

– Termine müssen selbstständig gemacht und wahrgenommen werden

Wenn man sich diese Vergleiche einmal genau anschaut, stellt man schnell fest, dass einem die Selbstständigkeit komplett entzogen wird, was dann wiederum dazu führt, dass Menschen, die aus dem Strafvollzug oft erst nach Jahren entlasssen werden, völlig überfordert sind mit dem Leben außerhalb der Mauern. Denn jahrelang waren sie es gewohnt, dass man ihnen alles abgenommen hat oder hinterher getragen hat – die Selbstständigkeit nicht stattfand.

Da ist es für mich nachvollziehbar, dass gerade aufgrund dieser Überforderung (und da reicht schon ein normaler Lebensmitteleinkauf oder Terminwahrnahme) viele Menschen rückfällig werden und so an diesem Höllenort zurückkehren.

Vor knapp zwei Jahren habe ich es live mitbekommen, wie sich eine mit Händen und Füßen gewehrt hat, wie sie eben nicht entlassen werden wollte. Sie hatte draußen niemanden mehr und hatte auch Angst davor sich im normalen Leben nicht mehr zurechtzufinden – sie war 5 Monate in Haft. Da war für mich eine sehr erschreckende Beobachtung! Doch leider ist dies kein Einzelfall, dass die Menschen nach einer gewissen Zeit Angst vor dem Leben draußen haben. Gerade jetzt in dieser Zeit werden viele aus meinem Umfeld entlassen und wir reden sehr viel darüber. Und oft sind es dann Gespräche, die oft mit Sätzen anfangen wie: „Ich freue mich schon mega auf draußen. Endlich wieder Einkaufen gehen, zum Friseur, raus gehen wann ich will. Ich werde Abends erstmal nur unterwegs sein, weil ich das so lange nicht konnte. Aber ich habe auch eine scheiß Angst davor. Nein – ich glaube ich brauch dann doch erst mal meine Ruhe, um dass zu realisieren.“

Die Gespräche sind fast immer in solch einem Kontext. Und ich kann es mehr als nur nachvollziehen!

Ich bin eine der wenigen, die sich glücklich schätzen kann über die Menschen in meinem Leben außerhalb der Mauern, die dennoch die ganzen Zeit für mich da sind. Und dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn nicht selten führt der Vollzug zu Abbrüchen im sozialen Umfeld.

In den fast 3 Jahren in denen ich mich nun im Vollzug befinde, habe ich viele Frauen ein-, zwei-, manchmal sogar dreimal wiederkommen sehen und warum das Ganze?!

Wenn ich oder man sie dann fragt „Mensch, was machst du denn wieder hier?!“ ist die Antwort darauf fast immer dieselbe: „Ich war völlig überfordert, als die Käseglocke über mir weg war. Ich stand alleine da und sollte mich plötzlich wieder um alles selbst kümmern.“. Solche, oder so ähnliche Antworten erhalte ich dann. Schlimm finde ich dann die Reaktion der Bediensteten, denn nicht selten kommt dann der Spruch: „Ach, auch wieder da?! War ja klar!“

Man sollte sich dann mal fragen, warum das so ist, aber diese Mühe machen sich kaum welche. Aber Schimpfen – das können sie!

Eine der weiteren Spätfolgen ist daher, dass man die Selbstständigkeit völlig verliert und wenn man sie dann wieder einsetzen soll und muss, ist sie soweit verschwunden, dass die Menschen gnadenlos überfordert sind und vor Allem dass dann auch keiner mehr in ihrem Leben ihnen zur Seite steht.

Jetzt sagen und denken viele – es gibt doch Hilfsprogramme für Häftlinge? Ja, die gibt es auch, aber viele verlieren hier drinnen auch gar das Vertrauen in Menschen. Andere hingegen schämen sich Hilfe anzunehmen. Und noch ein Problem ist, dass es oft schwer ist, in solch ein Programm rechtzeitig vor der Entlassung hineinzukommen.

Viele stehen so in der neu gewonnenen Freiheit genauso alleine da, wie sie so oft es vorher schon waren – oder fühlen sich so, was genauso schlimm ist.

Hat man doch die Möglichkeit erhalten und konnte sie persönlich annehmen in solch ein Hilfsprogramm zukommen, ist es langfristig dennoch schwierig im Leben wieder anzukommen.

Denn oft findet man sich in Sammelunterkünften für Ex-Häftlinge wieder – also indirekt altes Umfeld. Einen Arbeitsplatz zu finden gerade in der heutigen Zeit als Vorbestrafter ist nicht unmöglich, aber verdammt schwer. Hobbys, wo man doch eventuell neue Menschen kennenlernen könnte, kann man sich finanziell nicht leisten.

Oft sind Depressionen dann nicht weit weg. Und diese vielen kleinen Punkte bilden wieder ein großes Ganzes und dies führt nicht selten an diesem Ort auf kurz oder lang zurück.

Das sind erschreckende Tatsachen und erschreckende Realitäten!

Es gibt hunderte Statistiken dazu und dennoch wird an dem total veralteten System verbissen festgehalten.

Die negativen Spätfolgen, die oft ein Leben lang bleiben, werden völlig ignoriert und billigend in Kauf genommen.

Auch gesundheitliche Spätfolgen sind häufig z.B. Depressionen, Sehstörungen, Gelenkbeschwerden u.v.a.

Gerade Depressionen aufgrund der Umstände, Sehstörungen aufgrund des geringen Sichtfeldes in diesen kleinen Hafträumen oder auch Gelenkbeschwerden durch Bewegungsmangel sind häufige Folgen und Spätfolgen des Strafvollzuges.

So viel zu dem SächsStVollZG §3 (5) Schädlichen Folgen des Strafvollzuges ist entgegenzuwirken – genau das Gegenteil ist der Fall.

Nun möchte ich es aber für heute bei diesen Zeilen belassen und werde an einer Fortsetzung schreiben, denn es ist ein sehr langes Thema. Es gibt noch viele andere Spätfolgen.

Doch diese von heute sind in meinen Augen die Schlimmsten!

Aus Unrecht wir hier Recht!!!

Neuer Artikel von Sunny

18.07.2020

Ich soll und darf anscheinend nicht gewinnen! Obwohl wir der JVA nachweisen können, dass sie dem Gericht Informationen vorenthalten hat, ich dadurch in ein falsches Licht gerückt wurde, hat das Oberlandesgericht (OLG) abgelehnt.
Okay, als sie entschieden haben, hatten sie den Beweis noch nicht gehabt. Dementsprechend erhebt meine Anwältin nun Einwendungen, doch ich mache mir nichts mehr vor – auch das wird abgelehnt werden!

Ich kann es nicht gewinnen und da kann ich machen, was ich will!!! Egal ob und dass wir der JVA es beweisen können, dass sie falsche Informationen weiterleitet. Informationen weglassen, so dass auch Grundlage dessen immer wieder abgelehnt wird.

Ich bräuchte ein neues Gutachten, was wenn ich es selbst in Auftrag geben würde tausende von Euro kostet, was ich nicht habe.

Und davon abgesehen es gibt zahlreiche Gutachten, die es belegen – ja sie mögen älter sein, es ändert nichts an der Tatsache. Das einzige, was sich geändert hat es ist alles nur noch schlimmer geworden.

Am Montag war ich beim Neurologen, da ich ja nun seit Monaten immer wieder extreme Kopfschmerzen habe, Probleme, bzw. Sehstörungen nachts und das Gefühl habe, dass meine rechte Seite nicht zu meinem Körper gehört.

Diagnose: Migräne ausgelöst durch die Panikattacken. Nun habe ich die Wahl dauerhaft Migränetabletten oder angstlösende Medikamente. Beides macht auf Dauer abhängig. Tja oder ich meide Panikauslösende Orte und Momente und das wird gleich garnicht umzusetzen sein.

Das Ganze nimmt Ausmaße an, wie ich niemals gedacht hätte. Aber das mit Abstand am schlimmste in dieser Woche war nicht mals die Diagnose oder die Ablehnung vom OLG, nein schlimmer für mich war eine ganz andere.

Die Gefühle und Gedanken in mir, als ich auf dem Weg zum Arzt die ganzen Menschen in der Innenstadt gesehen habe und dann auch in der Praxis vom Arzt.

Allein der Gedanke daran, dass ich irgendwann wieder unter so vielen Menschen sein werde, hat in mir ein extremes Beklemmungsgefühl ausgelöst. Einfach nur eine panische Angst. Und nun habe ich Angst davor, dass sich genau dies nun jeden Tag mehr manifestiert, dass wenn der Tag X kommt, wo ich hier endlich raus komme, ich dann so eine Angst vor Menschen habe, dass ich nicht mehr vor die Türe gehe.

Das Schlimme – so abwegig ist die Angst davor nicht. Denn schon vor der Haft habe ich Orte mit vielen Menschen gemieden. Zunehmend frage ich mich wo das alles hinführen soll. Gefühlt in eine Katastrophe.

Meine Anwältin hat nun den offenen Vollzug beantragt. Da ich von da aus meine Fachkraft Lagerlogistik Ausbildung machen kann. Und gerade nach der Erfahrung von Montag kann ich nur hoffen, dass die JVA dem schnellstens zustimmt.

Ich kann meine Ausbildung machen, es kann mir die Angst Stück für Stück nehmen, denn schrittweise kehre ich ins normale Leben zurück. Und ich könnte doch noch die externe Therapie machen. Alleine die Straftatenaufarbeitung sollte kein Ablehnungsgrund sein, denn diese kann ich auch im offenen Vollzug machen. Da dann vor allem auch viel mehr Transfer zum Alltag stattfindet.

Aber ich weiß jetzt schon, dass meine Anwältin und ich das 100%ig gerichtlich durchsetzen müssen. Denn die JVA wird 100%ig nicht ihre Zustimmung geben. Obwohl laut der Suchtberatung keine Rückfallgefahr besteht, obwohl ich noch nie flüchtig war, obwohl ich bis auf 2 Verfehlungen mir zu zu Schulden habe kommen lassen. Diese zwei Verfehlungen waren, dass ich Fotos hier gemacht habe. Dazu hinreißen habe ich mich um meinen Kindern ein aktuelles Foto von mir schicken zu können. Das war völlig dumm und naiv. Und ich bereue das auch zutiefst. Und dass ich Telefonnummern unter falschem Namen habe freischalten lassen. Durch diese 10 Telefonnummern-Regelung,wo Anwälte und Therapeuten nicht darunter fallen. Auch das bereue ich. Dennoch wird genau dieses immer wieder vorgehalten und nur darauf wird scheinbar geschaut und Bezug genommen. Und dies wird auch immer wieder genutzt, um mir etwaige Lockerungen zu verwehren, da es als Delikt ähnlich gesehen wird.

Alles andere – vor allem positive, wird ignoriert, als wenn es nicht stattfinden würde. Und da können sie weiterhin, wie auch in den letzten zwei Wochen eine Zellenkontrolle durchführen. Sie werden nichts finden! Außer, dass ich alles öffentlich mache (und das ist nicht strafbar), lasse ich mir nichts zu Schulden kommen.

Mir also weiterhin Lockerungen zu verwehren, dafür gibt es keinen Grund. Dennoch werden sie genau das wieder und weiterhin tun.

Bis ich diese Zeilen begonnen habe wollte ich aufgeben. Denn ich bin am Enge ausgelaugt.

Doch jetzt – NEIN!

Verdammt nochmal nein!!!

Ich lasse es nicht zu, dass ihr mich brecht.

Ihr werdet mich weiterhin schikanieren, aber ich werde mich immer wieder auflehnen.

Und wenn ein Gericht über meinen weiteren Weg in euren Höllen-Mauern entscheiden soll – dann soll es so sein.

Ihr tut alles, um zu verhindern, dass ich raus komme, keine adäquate Behandlung erhalte durch falsche oder weggelassene Tatsachen.

Dann gebt mir wenigstens die Möglichkeit zur Resozialisierung und tut nicht weiterhin alles, dass dies in ein paar Wochen/Monaten nicht mehr möglich sein wird!

Macht ihr weiter wie bisher schafft ihr genau das!!!

Aus Unrecht wird niemals Recht!!!

Offener Brief an das sächsische Justizministerium

Brief an Meier geschwärzt.cleaned

Sächsisches Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung

Frau Katja Meier

Hospitalstraße 7

01097 Dresden

 

Chemnitz, den 25. Juli 2020

Offener Brief an Frau Ministerin für Justiz und Gleichstellung des Freistaates Sachsen

Frau Ministerin Meier,

mit Besorgnis um unsere Angehörigen in Haft wenden wir uns mit diesem Brief an Sie und die Öffentlichkeit. In den sächsischen Haftanstalten herrschen untragbare Zustände, welche im Rahmen der Corona Pandemie noch einmal verstärkt wurden. Wir möchten diese hiermit der Öffentlichkeit kundtun und Sie bitten dazu Stellung zu beziehen.

Im Sächsischen Strafvollzug heißt es:

Im §3 SächsischesStrafvollzugsgesetz Abs.(4) Das Leben im Vollzug ist den allgemeinen Lebensverhältnissen soweit wie möglich anzugleichen.

Abs.(5) Schädlichen Folgen des Freiheitsentzugs ist entgegenzuwirken.

Abs. (6) 1. Der Bezug der Gefangenen zum gesellschaftlichen Leben ist zu wahren und zu fördern.

2 Die Belange der Familienangehörigen der Gefangenen sind bei der Vollzugsgestaltung zu berücksichtigen.

3 Der Erhalt familiärer Bindungen ist zu unterstützen.

4 Ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Personen und Einrichtungen außerhalb des Vollzugs sollen in den Vollzugsalltag einbezogen werden. Den Gefangenen ist sobald wie möglich die Teilnahme am Leben in der Freiheit zu gewähren.

Im Rahmen der Corona Pandemie wurde einmal mehr deutlich wie isoliert unsere Familienangehörigen von uns und der Außenwelt sind. Grundlegende Mittel der Kommunikation wie Telefonieren und Videochatten werden in sächsischen Haftanstalten auch im 21. Jahrhundert noch sehr eingeschränkt. In einer Gesellschaft wo wir alle ganz selbstverständlich für wenige Euro monatlich Internet- und Telefonflatrates buchen können, sind die Inhaftierten darauf beschränkt teures Guthaben beim Anbieter “Telio” aufzuladen. Es ist nicht möglich Flatrates zu buchen oder zwischen preisgünstigeren Anbietern zu wählen. “Telio” hat die Monopolstellung im sächsischen Vollzug und kann damit die Preise frei bestimmen. In den letzten Monaten der Corona Krise, in einer Zeit, wo Besuche ausgesetzt wurden, fielen so mehrere hundert Euro monatlich an Telefongeld an. Dies steht im krassen Gegensatz zu den marktüblichen Preisen für Telefondienste.

Es wird ganz deutlich, dass damit der §3 SächsischesStrafvollzugsgesetz Abs. (4) verletzt ist. Dieunverhältnismäßig hohen Preise des Anbieters Telio führen auch dazu, dass die Kommunikation zwischen uns und unseren Angehörigen aus finanziellen Gründen nur eingeschränkt möglich ist.

Kommunikation ist ein ganz elementarer Teil von sozialen Beziehungen und der gesellschaftlichen Teilhabe, insbesondere in Haft. Eine derartige Einschränkung von Kommunikation ist ganz explizit nicht im Sinne von §3 SächsischesStrafvollzugsgesetz Abs. (5) und Abs. (6). Im April und Mai 2020 wurden den Gefangenen 120 Freiminuten auf Festnetz zugestanden. Wir sehen keine Begründung, warum dieses Zugeständnis eingestellt wurde.

Während der momentanen Besuche trennt die Gefangenen eine Scheibe von ihren Angehörigen und Liebsten. Die Skype-Telefonate begrenzen sich auf lediglich eine halbe Stunde. Das kann nicht als Ersatz für die regulären Besuche gesehen werden, die, der Risikogruppe zugehörigen Menschen oder weit entfernt lebenden Angehörigen verwehrt sind.

Uns und Ihnen sollte klar sein, dass absoluter Schutz vor dem Corona Virus nicht möglich ist, was sich aktuell an dem Fall der JVA Freiburg abzeichnet.

§3 des Sächsischen Strafvollzugsgesetzes entspräche es erstens, normale Besuche mit Mundschutz und ohne Trennscheibe zu gewährleisten. Zweitens sollten, gerade in Haft, günstige Telefonflatrates zur Verfügung gestellt und die Inhaftierten angerufen werden können, da bekannt ist, dass Gefangene durch den geringen Stundenlohn und die teuren Preise in Haft arm sind.

Wenn das Justizministerium und die JVAs weiterhin so unverantwortlich mit dem Resozialisierungsauftrag in Haft, gerade während der Pandemie umgehen, sind Schäden durch den Vollzug vorprogrammiert. Das stellt eine bewusste und klare Verletzung des §3 Abs. (5), SächsischesStrafvollzugsgesetz dar.

Wir fordern Sie hiermit auf Stellung zu beziehen und unverzüglich Maßnahmen einzuleiten, die dem §3 SächsischesStrafvollzugsgesetz (Abs. (2), (4), (5), (6) und (7)) entsprechen.

Mit freundlichen Grüßen,

im Namen der Angehörigen

Licht?!

Gedicht von Sunny

 

Kannst du es sehen das Licht?!

Ich seh’s oder doch nicht?!

Ein Flackern in der Dunkelheit ich sehe.

Doch es verschwindet, noch bevor ich zu ihm gehe.

Halt, warte doch an diesem Ort,

warte, gehe nicht wieder fort!

Es ist oft zu sehen, mal ein helles Licht, mal ein kleines Flackern.

Nur zu erreichen ich schaff es nicht.

Ich laufe, laufe und laufe zu diesem Ort,

doch ich bewege mich nicht fort.

Es scheint, alle Mühen sind vergebens,

hoffe ich, doch ich kann schaffen des Sprung meines Lebens.

Doch wurde ich gehalten und werde es noch an diesem verfluchten Ort –

ich komme nicht entfort.

Die Dunkelheit in mir sie schafft es nicht zu brechen das Licht.

Für immer so bleiben? Das wird es nicht!

Es wird mir gelingen und der Schatten bricht.

Es wird nicht sein, heut oder morgen,

doch es wird gelingen, wenn auch mit noch vielen Sorgen.

Mit viel Kraft und Zeit obendrein,

ich bin bereit, so soll es sein!

Dass eines Tages das Licht ich werde berühren

und die vollkommene Wärme in mir spüren.

Das erste mal in meinem Leben.

Und es wird sein ein Segen.

Das Licht wird verschwinden nie mehr,

nie wieder ich werd’s so sein, so leer!

Das Licht, es den Schatten bricht!