Neuer Artikel von Sunny
Ganz ehrlich, es gibt Tage, an denen wünschte ich mir einfach nur dumm zu sein. So würde ich einige Dinge nicht permanent hinterfragen, welche vor allem logisch einfach keinen Sinn ergeben.
Menschen werfen mir meine oft harte Worte vor, anscheinend weil Sie sie einfach nicht verstehen – diese Zeilen von mir nicht auch mal zwischen den Zeilen lesen. Einige wollen das anscheinend auch nicht, denn bei vielen reicht es ja offenbar schon, dass die Worte von mir kamen/kommen. Da wird der Hintergrund der einzelnen Worte, das Zwischen-den-Zeilen-Lesen einfach von vornherein garnicht mehr in Betracht gezogen. Da spielt es nur eine Rolle, dass Wörter, wie eben Blauhemden oder ausführende Objekte des Systems, von mir verwendet werden. Nicht aber, dass es auch einen Artikel gibt, wo ich mich bei den wenigen Ausnahmen bedanke, die sich den anderen eben nicht anschließen.
Mir wird vorgehalten in meinen Artikeln nur Negatives zu erwähnen. Meine Artikel schreibe ich aus meinem Erlebten und was ich in meinem direkten Umfeld so mitbekomme. Und das ist nun mal leider zu 99% negativ behaftet. Es ist ja nicht so, dass ich das so will oder mir aussuche. Nein, liebend gern würde ich auch mal etwas positives erleben oder mitbekommen. Auch wenn man es nicht glauben mag – Spaß macht es mir nicht!
In der Corona Zeit (welche ja nach wie vor noch anhält) gab es auch ein paar wenige positive Entwicklungen. Z.B. das Skype-Telefonieren oder auch dass wir im April und Mai 120 Freiminuten ins Festnetz erhalten haben, neue TV Sender erhalten haben und im Haus III neue Matratzen.
Es ist nicht so, dass ich das nicht würdigen würde. Aber ich schaue über den Tellerrand hinaus. Klar, in anderen JVA’s mag es schlechter sein. Ganz ehrlich: schlechter geht es leider immer!
Müssen/Sollen wir deswegen die bestehenden Missstände hinnehmen und sagen „hey, in der JVA xy ist es noch schlimmer“?! Ich für meinen Teil sage nein und bin dazu auch nicht bereit.
Wenn jeder so denkt, dass man alles still hinnehmen soll, würde sich nie etwas ändern.
Und das kann keiner wirklich wollen?! Meine gewählten Worte sind evtl. oft arg offensiv und hart. Aber anders gelingt es einem ja gar nicht sich Gehör zu verschaffen. Und das ist Tatsache!
Natürlich ich würde selbstredend ruhiger „leben“, wenn ich wie der Rest meine Klappe halten würde. Doch ich kann nicht, wie der Rest mit Scheuklappen umher laufen, ob es in den Kram passt oder nicht. Und noch dazu bin ich gegen das total veraltete System. Die Zeilen richten sich oft gegen die Bediensteten aus einfachen Gründen: Ich/wir wurden einst bestraft. Die Schikanen bin ich nicht mehr bereit wortlos hinzunehmen.
Es wird sich über meine Sätze beschwert, dass ich der Gesellschaft „unterstehe“, dass wir denen sonst völlig egal sind. Zudem würde ich nun direkte Beispiele anführen, aber damit würde ich einige arg verletzen. Und ich vergelte nicht gleiches mit gleichem.
Aber von vielen gesprochen: Wo war denn die Gesellschaft, als einige am Abgrund standen?! Wie oft verschließt die Gesellschaft täglich die Augen? Und zur Gesellschaft zählt jedes Individuum, sei es der Nachbar, die Kassiererin im Supermarkt, die Lehrer, Kindergärtner, die Menschen, welche zu oft wegschauen, obwohl sie bspw. Zeugen von Gewalt in der Öffentlichkeit werden. Die Behörden, die sich oft erst einschalten, wenn es schon viel zu spät ist, obwohl man um Hilfe bettelt. Wo war denn die Gesellschaft, als viele von uns ihre Hilfe brauchten? Zu oft eben nicht da. Sie schauten tatenlos zu. Sie trägt keine Schuld an dem, was passierte, aber einen großen Teil der Schuld bei einigen, dass es derart schlimm wurde, dass viele keinen anderen Ausweg sahen als straffällig zu handeln.
Also nehme ich mir das Recht heraus unsere Gesellschaft eben damit zu konfrontieren. Denn nochmal – ich schaue über den Tellerrand hinaus und sehe das große Ganze. Sollten einige vielleicht auch mal versuchen. Ich weiß schon jetzt, dass diese Zeilen zu heißen Diskussionen führen werden. Doch es ist mir egal! Ich verbiege mich nicht mehr, ich werde mich auch weiterhin gegen das System auflehnen, dies kundtun und öffentlich machen.
Die JVA Chemnitz mag nicht die schlechteste/schlimmste Anstalt sein, aber schlimm genug, dass es extreme Missstände gibt.
Resozialisierung in fast keiner JVA groß geschrieben wird.
Und wenn schon wegsperren, dann doch bitte mit einer Perspektive für das Leben danach!
Ob es vielen passt oder nicht, I don’t give up!