Freiheitskomitee für Sunny W
Wer wir sind/Gründungserklärung
Sunny W. ist eine Gefangene der JVA CHEMNITZ, sie ist nach mehreren Gutachten haftunfähig und benötigt dringend eine Therapie, welche unter den Rahmenbedingungen der Haft so nicht möglich ist. Ihr “Recht” auf Haftunterbrechung wird ihr vom bundesdeutschen Justizapparat verwehrt!
Wir erachten es als grobe Folter, sie trotz ihrer Postraumatischen Belastungsstörung*, einhergehend mit Agoraphobie* weiter in Gefangenschaft zu halten und sehen uns zum Handeln gezwungen gemeinsam ihre Freiheit zu erkämpfen.
Wir sind Menschen, die die Abschaffung des Knastes und Freiheit für alle Gefangenen fordern. Freiheit zu fordern ist nicht gleichzusetzen mit Gleichgültigkeit gegenüber gewaltvollem oder grenzüberschreitendem Verhalten. Vielmehr ist eine Organisierung von unten angestrebt, hin zu kollektivem sozialen Miteinander, das ohne Verantwortungsübernahme füreinander nicht auskommen kann.
Gefängnisse reproduzieren Armut und Kriminalität und tragen nicht zur “Resozialisierung“ der Gefangenen bei. Wir sehen den Knast als Bestandteil unserer Gesellschaft, die Vielfalt unterdrückt, Armut bestraft und nach rassistischen und sexistischen Logiken funktioniert. Gefangene werden maßlos ausgebeutet; Menschen, die nicht verwertbar erscheinen weggesperrt und durch Zwangsarbeit “integriert”. Als Freiheitskomitee stehen wir sowohl hinter Sunnys Forderungen nach Haftunterbrechung und Freiheit, kämpfen aber auch für eine Gesellschaft, in der viele Welten Platz haben, die frei von Hierarchien ist! Umso schmerzhafter ist es zu beobachten, wie sich Sunnys Lage immer weiter zuspitzt, Schikane und willkürliche Machtdemonstrationen zunehmen. All das, weil unsere Freundin und Verbündete im Kampf um Würde und für ihre Rechte und die ihrer Mitgefangenen einsteht und sich auflehnt. Wir stehen in Kontakt und versuchen Sunny in ihrer Öffentlichkeitsarbeit praktisch zu unterstützen. Wir bewundern ihre Stärke trotz der desaströsen Zustände in der JVA Chemnitz und ihrer eigenen katastrophalen Lage. Das Gefängnis ist der fruchtbarste Boden für Gewalt und Hierarchien in dieser Gesellschaft. Gerade an diesem Ort ist die Solidarität unentbehrlich. Im Aufbau hin zu einer Gesellschaft, die auf einem sozialen und einfühlsamen* Umgang basiert sehen wir eine Alternative zu dieser Gesellschaft, die uns Menschen diszipliniert und abweichendes Verhalten bestraft.
Freiheit für alle Gefangenen!
Freiheit für Sunny!
Für eine Gesellschaft, die keine Knäste braucht.
*Posttraumatische Belastungsstörung: “Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine psychische Erkrankung. Sie entsteht als Folge einer schweren traumatischen Erfahrung. Beispiele für ein solches Trauma sind Vergewaltigung, Naturkatastrophen, Krieg, Folter oder andere Gewalterfahrungen, aber auch die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit.” (https://www.apotheken-umschau.de/posttraumatische-belastungsstoerung)
*Agoraphobie: “Die Agoraphobie bezeichnet die Angst vor der Außenwelt und ist die häufigste Form der Angststörung. Ein Patient, der unter dieser Störung leidet, hat Angst vor Situationen, aus denen er nicht flüchten kann oder gar glaubt, die Kontrolle über sich zu verlieren. Die Situationen, die diese Ängste hervorrufen, werden zunehmend gemieden und die Ängste auf Umgebungen übertragen, die bisher keine Angstgefühle auslösten. Es entsteht die sog. Angst vor der Angst.”(https://flexikon.doccheck.com/de/Agoraphobie)