Nachdenklich

Neuer Artikel von Sunny

23.07.2020

Es gibt viele verschiedene Situationen, die mich in letzter Zeit wieder sehr oft zum Nachdenken bringen. Oft sind es Gespräche, die ich selbst führe oder mitbekomme. Sei es meiner selbst wegen oder in meinem Umfeld. Gespräche, die mir so oft vor Augen führen in welcher „aussichtslosen“ Situation wir uns hier befinden. Derer Inhalt mir sehr häufig eine Gänsehaut am ganzen Körper verschaffen.

Zum Schutz einiger möchte ich dieses Mal auf Details verzichten. Denn es handelt sich um Menschen, die mir vertrauen und ich möchte weder, dass sie denken dass ich ihr Vertrauen missbraucht habe, noch dass eventuell seitens anderer falsche Schlüsse gezogen werden und diese Personen daher einen Nachteil erfahren. Und da weiß ich wieder zu gut wovon ich rede.

Diese Gespräche führen mir aber auch vor Augen, dass ich mit dem Ganzen nicht alleine bin. Ob das gut ist?! Darüber bin ich selbst geteilter Meinung, denn auf der einen Seite wissen sie und ich wovon wir reden – wir können uns untereinander besser austauschen und verstehen uns oft „blind“.

Aber auf der anderen Seite ist es einfach nur erschreckend wie der Knast „starke“ und „scheinbar starke“ Persönlichkeiten brechen kann und dies auch tut.Wir waren nicht alle diese „Monster“ für die man uns hier oft hält.Wir sind auch nicht so stark, wie es einige hier aufgrund unseres Auftretens und „Seins“ denken.

Das System Knast, die Umstände und Widerstände machten/machen dies aus uns, denn wir waren nicht immer unser ganzen Leben gefühlskalt oder gewalttätig. Aber leider sind dies einige von uns oder wollen nur so wirken. Viele von uns werden dies durch Dinge uns Geschehnisse in der Vergangenheit und/oder erst eben an diesem „Höllen-“ort. Denn sie wissen oft nicht, wie sie sonst mit der geballten Wut vor Enttäuschung, vor diesen Schikanen, diesen ungleichmäßigen Behandlungen uvm. Umgehen sollen. Bei vielen ist es auch mit der Zeit ein reiner Selbstschutz geworden. Einige spielen vor, bewusst oder gar unbewusst, dass sie eigentlich stark sind und man ihnen/uns nicht anhaben kann. Sie/wir wirken selbstsicher, stark, selbstbewusst, manchmal sogar arrogant – aber nur die wenigsten sind dies auch wirklich. Die meisten sind genau das Gegenteil davon, aber damit man hier nicht völlig untergeht, zu den Schikanen des Systems evtl. auch noch denen der anderen ausgesetzt ist tut man alles, dass man genau das glaubt. Einfach nur aus reinem Selbstschutz! Schutz vor Schikanen, aber auch sehr oft vor unangenehmen Nachfragen. (Denn jede unserer individuellen Geschichten braucht immer eines – Vertrauen!)

Die Damen und Herren hier glauben uns zu kennen, mit dem was in einem „5-Minuten-“ Gespräch und aus den Akten von uns zu sehen denken.

Auf Grundlage dessen wird dann aber unser ganzer „Aufenthalt“ hier geplant. Auf der Grundlage von oft falschen Tatsachen und Wahrnehmungen. Sie denken uns wirklich zu kennen, weil sie einmal 5 Minuten länger mit uns gesprochen haben, weil sie uns 2 Stunden am Tag mit Aufschluss erleben und unsere Akten „studiert“ haben. Aber sie wissen nichts von uns!

Denn keiner bzw. nur die wenigsten sind bereit dazu uns ehrlich kennen zu lernen, unsere Fassaden zu hinterfragen – uns wie wir eigentlich sind kennenzulernen. Dafür ist ja keine Zeit, also wird der einfachste Weg gewählt – ob dies dann für unseren Weg hier negativ behaftet ist, ist dann reine Nebensache. Vertrauenserweckend ist dies in keinster Weise. Noch hinzu kommt, dass man, wenn man das Vertrauen falsch einsetzt, hier im schlimmsten Fall Nachteile erfährt oder Schikanen ausgesetzt ist. Das Dinge des Vertrauens gegen einen selbst Missbraucht werden.

Leider ist es aber nicht nur das System, was sich diese Zeit nicht nimmt, sondern auch die Menschen an sich in diesem Umfeld. Viele von ihnen sind sich einfach selbst am nächsten. Bei vielen erweckt es oft den Eindruck, dass es ihnen nur dann gut geht, wenn es Menschen in deren Umfeld schlecht geht. Aus wiederum den verschiedensten Gründen. Bei vielen ist es aber der Grund, dass sie so von ihrem Leben ablenken können, sich mit diesem nicht beschäftigen müssen. Denn gerade an diesem Ort wollen dies viele nicht, tun eher alles dafür um sich eben nicht damit beschäftigen zu müssen. Dies macht es aber weder für sie selbst besser, noch für die Menschen in ihrem Umfeld. Und ob man will oder nicht, die Konsequenz davon wird auf kurz oder lang sein, dass man irgendwann allein dasteht. Obwohl gerade an diesem Ort dies für viele von uns psychisch „tödlich“ ist. Wir Menschen sind nicht für das Alleinsein gemacht und geboren und es ist oft schon schlimm genug, das man sich unter vielen befindet, sich aber eben dennoch einsam fühlt. Und ich weiß, dass ich auch damit nicht allein bin, dass dies leider vielen so ergeht. Aber ich weis auch, dass man gerade an diesem Ort nicht wirklich Vertrauen zu den Menschen fassen kann oder soll, aus Angst vor erneuten Enttäuschungen. Wir Menschen sind aber nicht alle gleich, oft ist das gut, oft aber auch schlecht und oft muss man Ängste überwinden oder sollte dies wenigstens versuchen, denn auch Ängste können „tödlich“ sein.

Bei den Gesprächen, die ich in letzter Zeit geführt habe ist genau dies ein großes Problem und Bestandteil – Vertrauen. Denn falsch eingesetzt ist das Ergebnis nicht selten eine erneute Verletzung und Enttäuschung. Die Schuld gibt man dann sich selbst, wie man erneut so naiv sein konnte. Man sagt ja so schön: „Vertrauen ist gut. – Kontrolle ist besser.“

Leider kann ich mich da auch nicht herausnehmen, denn ich versuche zu vertrauen, aber dies dennoch alles kontrolliert. Aber dies bedeutet im Umkehrschluss: Vertrauen mit angezogener Handbremse. Dies wiederum bedeutet nichts anderes, als dass man dieses Vertrauen und den Menschen, denen man es entgegenbringt oder bringen möchte permanent hinterfragt. Man kann sich in dieser Bindung oder entstehenden Bindung nicht so hingeben oder fallen lassen, wie man es möchte und oft eigentlich auch bräuchte/braucht, um sich geborgen zu fühlen, aber vor allem auch die Ängste vor Enttäuschungen überwinden zu können – somit diese Bindung „frei“ genießen zu können. Man stellt oft in diesem Zusammenhang aber auch sich selbst und das Vertrauen eines selbst in Frage. Viele von uns sind derart oft im Leben von Menschen psychisch und physisch verletzt wurden, dass es ganz viel Zeit und Geduld braucht von beiden Parteien Vertrauen aufzubauen. Jedoch haben viele beides sehr selten. Konsequenz: Man steht auf kurz oder lang doch wieder alleine da! Man kann aber auch, so sehr man es auch will, nicht alles kontrollieren. Ja, dies musste und muss auch ich noch lernen. Aber dies wird noch sehr viel Zeit und Geduld von mir selbst aber auch von meinem Umfeld benötigen. Und das ist bei vielen so.

Dieser Ort ist dabei keine Hilfe seinen „hergestellten“ Kreislauf zu durchbrechen – im Gegenteil. Denn Menschen denen man ehrlich vertrauen kann, diese findet man an diesem Ort derart selten, dass (entschuldigt für den Sarkasmus) aber ein Lottogewinn mit 6 Richtigen + Superzahl wahrscheinlicher ist. Sofern man dies spielen dürfte/könnte. (Ohne Sarkasmus und schwarzem Humor kann man diese Situation oft nicht ertragen.) Ja einige der hier arbeitenden „Menschen“ würden jetzt sagen, dass dies „draußen genauso ist“. Entschuldigt bitte, wenn jetzt wieder etwas Sarkasmus an den Tag kommt. Aber ganz ehrlich: „Ach was?“ Natürlich ist es auch „draußen“ nicht viel einfacher, und dennoch leichter. Denn man hat die Möglichkeit sich unter eben nicht derart „eingesperrten“ (und damit meine ich nicht die Räumlichkeiten) kennen zu lernen. Mit eingesperrt sein meine ich in diesem Zusammenhang das emotionale eingesperrt sein. Hier wird immer von dem System und den anderen Gefangenen hineininterpretiert und im schlimmsten Fall gegen einen Vorwand, vielleicht nicht direkt, aber irgendwann wenn man selbst schon nicht mehr damit rechnet. Im „normalen“ Leben hingegen liegt der Fokus uns das Augenmerk auf ganz normalen und banalen Dingen und genau dies macht es einfacher.

Dieses System – dieser Ort schafft eines ganz Gewiss: uns psychisch und physisch krank zu machen!

Uns stellt sich nur die Frage, was und wie viel wir dazu beitragen können den Schaden möglichst gering zu halten!? Leider nicht viel!!! Ich wage nicht sogar zu sagen – so gut wie nichts. Denn uns sind die Hände in jeglicher Art und Weise gebunden. Deswegen kann ich dennoch nur jedem von uns raten, sich selbst nicht zu verraten, sich selbst so gut es geht und schwer es fällt treu zu bleiben. Sich nicht, weil andere es wollen oder sehen mögen zu verbiegen und zu verstecken. Dies würde alles – die Zeit jetzt und hinterher nur noch eines – verschlimmern!

Ich wünsche allen von uns viel Kraft, Mut und Durchhaltevermögen für diese schwere Zeit!

Sarkasmus: „Ob sie uns lieben oder hassen, irgendwann müssen sie uns entlassen.“